Alle Länder der Welt-Krista Toth

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Alle Länder der Welt

 

Die Watte der Pappeln tanzte im Wind, ich suchte die Verbrennungsanlage wusste aber nicht wohin,

doch dann erschien am Ende der Straße das Blechdach mit dem sich windenden Kamin,

und ich wusste, das ist das was ich suchte, jemand mit dem Handy in der Hand,

das Tor sperrangelweit offen, ich grüßte, dachte belasse es so wie es stand,

ein Mann hielt mich an, ich erkundigte mich nach dem Standort des Büros,

dann ist das ihre Großmutter, also mit ihr geht es um ein Uhr los,

sie sind genau rechtzeitig, sie ist schon vorbehandelt,

doch ich traute mich nicht zu fragen, worum es sich dabei genau handelt,

ich musste noch bestätigen, dass sie ein Bürger des ungarischen Staates gewesen

und ich deshalb darum bitte, ihr ein Recht auf Einäscherung zu gewähren.

Die Papiere legte ich auf den Tisch, eine Frau tippte am Computer:

der Reisepass öffnete sich im stickigen Zimmer, wie ein Fenster,

bei der Naht, genau in der Mitte,

ein Stempel bezeugte, dass sie der Eigentümer sei,

und dazu berechtigt zu reisen in alle Länder.

 

Ich stand in der Halle aller Länder dieser Welt,

vor einem grauen, lauten Monitor, und beobachtete verzweifelt,
das Gesicht meiner Großmutter, das sie für diese Reise angezogen,

wie sie mit geschlossenen Augen auf der Schiene geschoben,

sie glich sich noch, nur ihre Nase war etwas spitzer,

aber sie war schon eher allen Verstorbenen dieser Welt ähnlicher,

nun war sie geworden zu einem bloßen Körper

und sie ward gerettet aus des Welten Kerker.

Sie wurde reingeschoben, mein Blick schweifte ab derweil

und dann ward das Paradies ihr zuteil,

man bot mir einen Sessel an, setzen Sie sich, wenn sie es abwarten wollen,

aber ich musste gehen, das Kind von der Schule abholen,

Knöpfe wurden gedrückt, der Strom begann zu fließen,

es war ein Uhr sechsundvierzig. Ich glaube nicht

an die Auferstehung des wirbelnden Körpers.

 

 

Die Turbine des Sommers und der Himmel trieben trockenen Regen,

ich blinzelte ob der Sonne, spürte den warmen Wind durch die Straßen fegen,

dunkle Wolken wirbelten, wurden getrieben von weit her,

nicht ihr trauerte ich nach, wir sprachen seit fünf Jahren nicht mehr,

nicht dem Gesicht, den Händen, nicht der verblassten Kindheit,

sondern dem Körper, dem Körper, dem Körper, dass das alles Vergangenheit,

dass das alles gewesen, sich abschälende Haut, lila Nägel, das wars dann

dass ich nur ein leerer Körper und dass ich dich nicht nicht lieben kann

dass alle Länder dieser Welt einen Körper bilden,

dass er trotzdem kein Zuhause, kein Bleibe kann finden,

Autos hupten ein Radfahrer kam, wich mir aus
der Staub setzte sich langsam durch die Haut auf das ausgetrocknete Herz rauf

es sind vielleicht zwei Stunden vergangen und ich wusste, sie brannte noch immer-

Ich war beim Auchan oder dahinter,

um den Zug zu erreichen.

 

 

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