Für Jurorin Hildegard Elisabeth Keller war der zweite Tag des Bachmann-Wettbewerbs einer der Kundenbeziehungen. In der Tat brachten vier der fünf Lesenden gesellschaftliche Verhältnisse und damit etwas ein, was nahezu bei jedem Wettlesen eingefordert wird: Welthaltigkeit. Aus anderer Sicht changierten die Texte jedoch zwischen Intellektualität und Banalität.
Der Grazer Ferdinand Schmalz, nicht zu verwechseln mit Ferdinand Schmatz, mit dem er die österreichische Lust am Sprachspiel gemeinsam hat, eröffnete den Tag fulminant. Der Theatermensch Schmalz betrat mit Lederhut und Krawatte die Bühne des ORF-Theaters. So inszeniert wie sein Auftritt war auch sein Text „mein lieblingstier heißt winter“. Die Schauergeschichte aus der Dienstleistungsgesellschaft wird von zwei typisch österreichisch skurrilen Figuren getragen: Doktor Schauer und Franz Schlicht. Deren Name ist Programm. Der eine sammelt im Keller Rehragouts im Kühlschrank, der andere liefert sie ihm. Über den Inhalt muss man sich allerdings nicht viel Gedanken machen.
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