Hájíček, Jiří

Der Prosaschriftsteller und Publizist Jiří Hájíček wurde am 11. September 1967 in České Budějovice geboren. Kindheit und Jugend verlebte er in Týn nad Vltavou, wo er das Gymnasium besuchte. Im Jahre 1989 schloss er die Landwirtschaftliche Hochschule in České Budějovice ab, nach Ableistung des Wehrdienstes arbeitete er drei Jahre in der Landwirtschaft. Seit 1993 ist er Bankbeamter. Er lebt in České Budějovice.

Nach dichterischen Anfängen in Mirek Kováříks bekannter Rundfunksendung Zelené peří (Die grüne Feder) schreibt Jiří Hájíček Prosa mit zeitgenössischer Thematik. In seinen Schilderungen der heimischen Realität nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verfolgt er vor allem den Einfluss neuer Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten auf die Schicksale seiner Protagonisten. Die langsame Handlungsentwicklung der unkomplizierten Geschichten und die Konzentration auf eine epische Hauptlinie ermöglichen es ihm, sich auf die innere Entwicklung und die Gefühle seiner Figuren zu konzentrieren. Der Hauptheld fast aller seiner Prosawerke heißt Pavel, und ist, obwohl es sich nicht immer um ein- und dieselbe fiktive Figur handelt, jedes Mal ein aus einer ländlichen südböhmischen Gegend stammender junger Mann von zerbrechlichem, melancholischem Gemüt. Durch seine Empfindsamkeit und Emotionalität wird der Leser unmittelbar in das Geschehen hineingezogen. Pavel tritt in der Funktion eines Reflektors auf, die Stimme des Erzählers tritt in den Hintergrund. Die Aufrichtigkeit und die suggestive Kraft des Ausgesagten steigern die Glaubwürdigkeit der Begebenheiten, die dieser literarischen Figur, einem gewöhnlichen jungen Mann, jetzt und hier zustoßen. Erst in dem Roman Dobrodruzi hlavního proudu (Abenteurer des Zeitgeists) wandte sich Hájíček von diesem Modell ab und ließ die nun zum ersten Mal in Prag spielende Handlung abwechselnd von Pavel und seiner Freundin Dominika erzählen. Der Sujetbau seiner beiden umfangreicheren Prosawerke ist ähnlich: Die Handlung beginnt Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, zu einem Zeitpunkt, da Pavel als ein hoffnungsvoller Student Aussicht auf eine Karriere als Wissenschaftler hat. Nach der Samtenen Revolution lässt er sich trotz der Proteste seiner Partnerin von einem Freund zu einer dubiosen unternehmerischen Tätigkeit verleiten, die er anfangs als unverbindliches Abenteuer betrachtet, das er jederzeit abbrechen könne. In der Novelle Zloději zelených koní (Die Diebe der grünen Pferde) sind es die Suche und der Verkauf von Moldausteinen, einer Edelsteinsorte, in Dobrodruzi hlavního proudu eine Firma, die sich auf Basis untragbarer Kredite zu riesigen Dimensionen auswächst. Am Ende wird Pavel von seiner Freundin, die sich in der Zwischenzeit zu einer ausgeglichenen und zielbewussten Frau entwickelt hat, verlassen, sein Freund und gleichzeitig Geschäftspartner betrügt ihn, und für eine Rückkehr in die Wissenschaft ist es schon zu spät. Seine Niederlage und der Verlust der geliebten Frau lassen den vereinsamten Pavel aber nicht resignieren, sondern öffnen ihm die Augen, so dass er sich mit sich ausgesöhnt nicht der Welt verschließt.

Bibliographie:

Snídaně na refýži Hynek 1998 Tschechisch

Zloději zelených koní Host 2001 Tschechisch

Dobrodruzi hlavního proudu Host 2002 Tschechisch

Dřevěný nůž Host 2004 Tschechisch

Selský baroko Host 2005 Tschechisch

Fotbalové deníky Host 2007 Tschechisch