Lacková, Elena

Der 1. Januar bedeutet Anfang – Anfang des neuen Jahres. Der 1. Januar 2003 bedeutete aber auch das Ende – Ende eines wertvollen Lebens. Im Alter von 81 Jahren ist in Kosice die Angehörige der Romaintelligenz – Schriftstellerin Elena Lackova verstorben.

Elena Lackova wurde als erstes von fünf Kindern des berühmten Roma-Primas Mikulas Doktor in Velký Saris geboren. Die kleine Elenka fühlte sich von früher Kindheit an von Büchern angezogen. Nachdem sie als erstes Romamädchen aus der Slowakei das Studium an der Prager Karlsuniversität abgeschlossen hatte, nahm sie von „ihren treuen Gefährten“ keinen Abschied, und wandte sich selbst dem Schreiben zu.

Die Schule besuchte Elenka ebenso wie alle Kinder aus armen Familien nur im Winter. Kaum war der Schnee verschmolzen, gingen die Kinder Huflattich sammeln und später auch andere Heilkräuter sowie Himbeeren und Erdbeern. Im Dorfe lebte ein Jude, an den die Kinder das alles verkauften. Jede Krone wurde in der Familie willkommen, auch die, die von Kinderhänden in den Haushalt eingebracht wurde. Da kaufte man dafür Petroleum in die Lampe, da ein Stück Brot oder Kartoffeln.
Nur für die Bücher, die die kleine Elenka über alles liebte, blieb zu Hause kein einziger Heller übrig. Sie lieh sie also von ihren Mitschülern aus reicheren Familien aus. Während andere Kinder am Flußufer spielten, vertiefte sie sich in die Lektüre, nur um sich vor anderen für ihre Armut nicht schämen zu müssen. Der größte Traum von Elena Lackova war jedoch, einmal ein Theaterstück zu schreiben. Jahrelang trug sie das Thema im Kopf, bis sie eines Tages endlich Mut faßte, sich an die Arbeit zu machen. Ihr erstes Stück hieß Die umgepflanzte Blume. Die Autorin präsentiert hier besonders aussagekräftig die Sehnsucht der Roma nach einem besseren Leben. Das Stück wurde leider verboten, sodaß auch die Sehnsucht nach dem besseren Leben unerfüllt blieb. Es war im Jahre 1939.

In der bedrückenden Nazi-Atmosphäre wurden das Glück und die Freude für lange Jahre aus dem Alltagsleben verbannt. Insbesondere für Roma traten nun schwere Zeiten ein. Die Roma wurden aus Dörfern und Städten vertrieben und man verbot ihenen, zu reisen. Zur unmenschlichen Behandlung haben sich noch der Krieg und das ständige Hungern angebunden. In dieser Zeit entstand auch ihr zweites Stück Das brennende Zigeunerlager, das sie nach dem Kriegsende auch selbst inszenierte.

„Das Stück habe ich mit jungen Analphabeten eingeübt. Es war im Jahre 1948, da es früher einfach nicht ging. Und es war eine Sensation! Mit der Vorstellung haben wir das ganze Land bereist. Wir sind vor allem dort aufgetreten, wo Roma lebten. Und wissen Sie, wie es die Roma beeinflußt hate? Ihr Selbstbewußtsein wurde gestärkt, sie waren stolz darauf, daß es ein Theaterspiel über sie gab, daß im Theater über sie gespielt wurde.“

Mit ihrer Wandertruppe fand Elena Lackova überall ein dankbares Roma-Publikum. Sie ist Autorin von zahlreichen Märchen und Novellen, wie z. B. Die Toten kehren nicht zurück, Zuzika, Leben im Wind. Bekannt ist auch ihr Hörspiel über gemischte Ehen. Ihre Werke haben ein gemeinsames Thema: Roma und ihre Freuden und Leiden Elena Lackova dazu:
„Ich schreibe über die Roma, damit auch die Weißen verstehen, wie schwer das Leben der Roma war. Besonders die Frauen hatten es nicht leicht. Das ganze Familienleben lag an ihren Schultern. Die Frau mußte sich um den Lebensunterhalt kümmern. Doch das Elend war wirklich schrecklich. Ich habe mehrere Geschichten darüber geschrieben, damit die junge Generation der Roma schätzt, was sie heutzutage hat. Sie hat alle Voraussetzungen, um würdevoll und menschlich zu leben.“

1993 wurde Elena Lackova zum Mitglied des Slowakischen Schriftstellerverbandes. Für ihren Beitrag zur Entwicklung des kulturell-gesellschaftlichen Lebens der Roma in der Slowakei erteilte ihr anläßlich des 9. Jahrestages der Verfassung der SR im Jahre 2001der Staatspräsident Rudolf Schuster die Staatsauszeichnung - Pribinas Kreuz II. Grades. Anläßlich ihres 80. Geburtstages wurde ihr für ihre Verdienste um die Dokumentierung der Folgen des Roma-Holocaustes die Chatam-Sofer-Gedenkmedaille verliehen.

Die Toten kehren nicht zurück heißt eine Novelle von Elena Lackova. Auch sie kehrt nicht mehr zurück. Doch in unseren Erinnerungen bleibt sie auch weiterhin.

Siehe auch

Personaldaten

Lacková, Elena
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Geburtsdatum: 1921-03-21T00:00:00
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