Mitteleuropäischer Germanistenverband

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Mitteleuropäischer Germanistenverband
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Aufgaben, Zielsetzungen und Forschungsschwerpunkte des MGV

Der Mitteleuropäische Germanistenverband versteht sich als forschungsorientierte Vereinigung; Aufgabe des Verbandes ist die Vernetzung und Koordinierung jener thematisch um den Kulturraum Mitteleuropa zentrierten Forschungsaktivitäten, die in den Jahren seit der politischen Systemwende in den beteiligten Ländern (und darüber hinaus) rapide zugenommen haben. Keineswegs erblickt der MGV seine Aufgabe darin, in einer Konkurrenz zu den nationalen Germanistenverbänden berufsständische Fach- und Interessenspolitik zu betreiben; vielmehr will er eine übernationale Plattform für den wissenschaftlichen Austausch über laufende und bereits abgeschlossene Forschungen, über Archiv- und Bibliotheksbestände und für die Entwicklung und Verwirklichung regionenübergreifender Forschungsprojekte zum gemeinsamen Forschungsgegenstand Mitteleuropa bilden. In diesem Sinne will sich der Verband denn auch nicht als eine quasi offizielle Vertretung der Germanistiken Mitteleuropas begreifen, sondern als eine Vereinigung, die grundsätzlich allen Wissenschaftlern nicht nur aus den Ländern Mitteleuropas (und nicht nur aus der Germanistik) offensteht, die an der systematischen literatur- und kulturwissenschaftlichen Erforschung des Gegenstandes »Mitteleuropa« mitzuwirken interessiert sind.

Insgesamt vier Rahmenprojekte wurden bereits während einer konstituierenden ersten Sitzung im Februar 2002 diskutiert und angenommen: Als erstes Verbandsprojekt wurde - auf Anregung von Klaus Garber (Osnabrück) - eine groß angelegte Literaturgeschichte Mitteleuropas beschlossen, die viele einzelne Vorarbeiten (u.a. eine Synthese der spezifischen Forschungen vor Ort) erfordern wird; zudem werden vielfältige Arbeiten im Bereich der archivalischen Grundlagenforschung nötig sein. Weiterhin wäre in einem Lexikon kultureller ›Schlüsselbegriffe‹ ›Mitteleuropa‹ gleichsam auch als semantischer Raum zu beschreiben und zu erschließen; dabei wäre für den MGV die Perspektive einer deutschen Referenzkultur, die gleichsam den Ausgangspunkt für einen interkulturellen Dialog bildet, gewiss legitim. Schlüsselbegriffe strukturieren - wie Hubert Orlowski (Poznán) ausführte - das Welt- und Selbstverständnis einer Gesellschaft und Kultur und widersetzen sich der Übersetzung; teils fehlen sie in anderen Sprachen und Kulturen völlig, teils funktionieren partiell analoge Begriffe dort völlig anders. Mit drei Arbeitsschritten (Modellbildung und theoretische Klärung in einer kleinen Arbeitsrunde; Korpusklärung: Welche Begriffsfelder sollen behandelt werden?; Zusammenstellung einer Redaktionsgruppe) soll das Projekt bis zum Herbst 2003 vorbereitet werden. Schließlich ist - in sechs Untersuchungsdimensionen - die Funktion der deutschen Sprache im mitteleuropäischen Kontakt der Kulturen in Mitteleuropa zu bestimmen, und zwar - laut Csaba Földes (Veszprém): 1. Funktionen der deutschen Sprache in Mitteleuropa (Muttersprache, Verkehrssprache, Unterrichtssprache etc.). 2. Kommunikative Praktiken im multikulturellen Raum Mitteleuropa. 3. Prozesse und Resultate beim Kontakt mehrerer Sprachen und Kulturen. 4. Die Normpoblematik. 5. Wechselseitige Beeinflussungen mit deutlicher Betonung der verwendungslinguistischen Dimension. 6. Sprache und kulturelle Repräsentation. - Für die bisher genannten Arbeitsvorhaben wie für eine zukunftsfähige Verständigung über die ›Germanistik in Mitteleuropa‹ ist die fachhistorische Reflexion unverzichtbar; das - von Marek Zybura (Opole) vorgestellte - Projekt einer über die engeren Fachgrenzen hinausblickenden »Mitteleuropäischen Germanistik in Porträts« will leere Stellen in den nationalen Wissenschaftsgeschichten füllen; so zeigt das Beispiel des Strukturalismus gerade in ›Mitteleuropa‹ deutlich genug, dass eine Wissenschaftsgeschichte nicht an Fach- oder Nationalgrenzen haltmachen dürfe.

Zur Sammlung, zur Vernetzung und zum Austausch der (nicht nur) für diese Projekte notwendigen Daten und Informationen soll ein Internetportal eingerichtet werden; außerdem wird ein »Jahrbuch für mitteleuropäische Germanistik« gegründet.

Bis zum Gründungskongress im Oktober 2003 wird die Arbeit des Vorstands vor allem darin bestehen, die Verbandsarbeit aufzubauen und die besprochenen und beschlossenen Projekte mit Arbeitsgruppen und tragfähigen Strukturen zu untersetzen. Zu schaffen ist ein funktionierendes Netz aus Partnern und Mitgliedern, die an einer übernational vernetzten Zusammenarbeit und an der Integration ihrer Forschungsergebnisse in den nun im Aufbau befindlichen mitteleuropäischen Forschungsverbund bereit sind. Der Verband wird die Organisation von Arbeitsplattformen und Informationsbörsen, von Kongressen, Tagungen, Publikationen und Publikationsreihen im Dienste dieses Austausches als seine zentrale Aufgabe betrachten.