István Bibó Konferenz
István Bibó (7. August 1911 – 10. Mai 1979) wurde Ende der achtziger 80-iger und Anfang der neun-ziger Jahren als ein Denker und Politiker rezipiert, der scheinbar gut in die Zeit der Wende passte, da er niemals Mitglied der Kommunistischen Partei war, aber auch nicht ein Antikommunist, sodass er gut als linksliberaler Politologe als geistiger Vater der neoliberalen Wende der 90-iger Jahre herangezogen werden konnte. Zugleich vertrat Bibó einen nicht nationalen, wenn auch durch patriotischen Standpunkt und plädierte schon in den fünfziger Jahren für ein vereinigtes Europa oder zumindest für ein neutrales Ungarn. Die Auseinandersetzung mit Bibó hat seitdem zwar nachgelassen, aber nicht aufgehört, wie die Bibó-Werkstatt in Budapest beweist. So ist sein dreißigster Todestag nicht ein Anlass, wieder auf ihn hinzuweisen, sondern die damalige Rezeption zu hinterfragen und ihn in den neuen Kontext zu stellen, wo wir in Mitteleuropa und nicht nur in Ungarn in einer tiefen gesellschaftlichen Krise stecken. Bibó vertrat in der Eigentumsfrage keine liberale Position, sondern setzte auf genossenschaftliches Eigentum, sodass er hier eher eine linke sozialdemokratische Position einnimmt. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Konferenz ist die ethische Dimension der Zivilcourage, sei es bei dem Risiko, jüdische Mitbürger zu verstecken, oder dem Verhalten als Minister 1956, wo er als einziger im Parlament blieb und nicht Schutz in der jugoslawischen Botschaft suchte.
Die Konferenz findet am 10. Mai 2009 in der Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur, Spengergasse 30-32, 1050 Wien statt.
Konferenzsprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Slowakisch, Tschechisch und Ungarisch
Call for papers bis zum 10. April 2009
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