vor Kurzem wurde ich von Franziska Sauberbrey und Isabel Raabe eingeladen, für die Veranstaltung „Hotel Prishtina“ einen Briefwechsel mit Ihnen zu führen, eine schöne Möglichkeit, die ich gerne aufgreife, weil mich seit einiger Zeit ein Thema umtreibt, das ich als Schriftstellerin unmöglich alleine bewältigen kann. Vor zwei Jahren reiste ich nämlich anlässlich eines Dramatikerfestivals nach Georgien und war erstaunt, wie stark prägend die Szene der NGOler und NGOlerinnen im Alltagsleben von Tiflis ist. Eine Reise nach Sarajevo und nach Zentralasien verstärkte den Eindruck, dass es sich um eine internationale Szene handelt, die auf den ersten Blick etwas über den Orten zu schweben scheint, an denen sie lebt, also beispielsweise sich in eigenen Cafes, Restaurants, Hotels etc. aufhält, aber gleichzeitig diese Orte natürlich prägt, sowie auch selbst natürlich von diesen Orten bestimmt wird. Eine Art Parallelgesellschaft, die sich aufgrund der veränderten politischen Strukturen weltweit immer stärker bemerkbar macht. Besonders meine eigene Generation schien unter diesen Menschen sehr stark vertreten. Plötzlich erfuhr ich, dass Schulfreunde und alte Bekannte in diesem Bereich arbeiteten, immer mehr Menschen in meinem Umfeld scheinen schon irgendwas damit zu tun gehabt haben, aber vielleicht ist dies nur der unheimliche Effekt einer Recherche, dass man sein Thema überall trifft. Es zeigte sich bei näherer Betrachtung dieser Menschen eine merkwürdige Mischung aus Berührungsangst und Neokolonialismus, aus engagiertem Interesse und Ignoranz. Was meist nicht mehr funktionierte, war der alte Idealismus, den ich ihnen gerne unterstellt hätte,
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