Friedrich Torberg: Der letzte Kaffeehausliterat

Vor 100 Jahren wurde Friedrich Torberg geboren. Eine Ausstellung in Wien zeigt die vielen Facetten dieses wehrhaften Schriftstellers.

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Muskulös und entschlossen sieht der junge Mann in knapper Badehose aus, der neben seiner Schwester Ilse posiert. Schani Kantor wurde mit Hagibor Prag 1928 sogar tschechischer Staatsmeister im Wasserball, einem harten Sport, bei dem Tritte in den Unterleib üblich sind. Das hat Kantor 1935 in seinem Roman „Die Mannschaft“ beschrieben. Da kannte man den feschen Schani aber längst als Friedrich Torberg, dessen Künstlername sich aus der zweiten Silbe des Vater- und dem Mädchennamen der Mutter zusammensetzt, da war er fast schon vergessen für seine frühe Lyrik und berühmt für seinen Debütroman „Der Schüler Gerber hat absolviert“ (1930), einer Abrechnung mit den schlimmsten Lehrern jenes Gymnasiums in Prag, in dem der aufgeweckte Knabe malträtiert worden war. Der strengste Pädagoge, im Roman heißt er Kupfer, in Realität hieß er Schwefel, bat den Zsolnay-Verlag um ein signiertes Buch – Torberg verweigerte das konsequent.

2008-09-24