Luchterhand Literaturverlag

Organisationen Daten

Luchterhand Literaturverlag
Literaturverlag
Neumarkter Str. 28
81673
Ort: München
Telephonnummer: +49 (89) 41 36-0
Handynummer:
Fax:
E-Mail: vertrieb.verlagsgruppe@randomhouse.de
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1924 gründete der Steuerberater Hermann Luchterhand in Berlin seinen Verlag für Recht und Steuern. Dieser entwickelte sich rasch zu einem der führenden Fachverlage Deutschlands. Nach dem Krieg wurde der Hauptsitz des Luchterhand-Verlages nach Neuwied/Rhein verlegt. Ab 1954 kam es auch zu literarischen Veröffentlichungen, darunter u. a. Charles Beaudelaires "Die Blumen des Bösen", 1956 Günter Grass' "Die Vorzüge der Windhühner" und Alfred Anderschs "Texte und Zeichen", die berühmteste Literaturzeitschrift der fünfziger Jahre. Internationales literarisches Renommee erlangte der Luchterhand-Verlag mit Günter Grass' Roman "Die Blechtrommel" im Jahre 1959. Zu dieser Zeit wurde auch das sozialwissenschaftliche Lektorat gegründet.

1970 wurde die Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand ins Leben gerufen. Nur zwei Jahre später wurde die Abspaltung des literarischen und sozialwissenschaftlichen Bereiches in Form eines eigenständigen Verlages beschlossen. Unter der Leitung von Otto F. Walter zog der literarische Zweig des Verlags nach Darmstadt um. Walter, der über zehn Jahre als Verleger für Luchterhand tätig war, konnte zahlreiche namhafte Autoren für sich gewinnen, Werke von DDR-Autoren wie Christa Wolf, Jurek Becker und Maxie Wander, Schweizern wie Kurt Marti und Jean Ziegler sowie dem russischen Autor Solschenyzin verhalfen Luchterhand zu nachhaltigem Erfolg, er wurde neben Suhrkamp zum wichtigsten deutschen Literaturverlag.

1987 kam es jedoch zu einem Ereignis, das Autoren und Verlag erschütterte: Der Hermann Luchterhand Verlag wurde an die niederländische Verlagsgruppe Kluwer verkauft. Die Folge waren heftige Proteste der Autoren, die letztlich den Verkauf des literarischen Teiles des Hermann Luchterhand Verlages an die "Arche Verlag AG", Zürich, durchsetzten. Unter der Leitung von Elisabeth Raabe und Regina Vitali wurde der Firmensitz des Luchterhand Literaturverlags 1989 nach Frankfurt/Main verlegt, 1991 schließlich nach Hamburg. 1991 verließ Günter Grass den Verlag. 1993 wurde die "Sammlung Luchterhand" an dtv verkauft.

Umzug nach München

Seine heutige Gestalt nahm der Luchterhand Literaturverlag erst im Jahr 1994 durch den Verkauf an den Münchner Wirtschaftsanwalt Dietrich von Boetticher an. Der dritte Umzug in nur fünf Jahren stand an, und von 1994 bis März 2002 befand sich der Firmensitz in der Widenmayerstraße 4 in München. Es galt über den Verlust fast aller namhaften Autoren hinwegzukommen und ein neues Programm aufzubauen. Es gelang Christa Wolf zurückzugewinnen und neue Autoren wie Frank McCourt, Anna Enquist, Annie Proulx, António Lobo Antunes und Hanns-Josef Ortheil an den Verlag zu binden. In kurzer Zeit erfolgte der Wiederaufstieg zu einer geachteten literarischen Adresse. 1997 wurde der Luchterhand Verlag vom Fachmagazin "Buchmarkt" zum Verlag des Jahres gewählt. 2001 wurde die renommierte Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand mit sechs Lyrikbänden, darunter Ernst Jandls letzte Gedichte, wieder etabliert. In ihr sollen die Taschenbuchausgaben der Werke der wesentlichen Luchterhandautoren zusammengeführt werden; im Februar 2002 erschienen u.a. acht Werke von Christa Wolf.

Im Oktober 2001 wurde der Luchterhand Literaturverlag von der Verlagsgruppe Random House übernommen mit dem Ziel, das Verlagsprogramm unter der Leitung von Gerald J. Trageiser auf dem erreichten literarischen Niveau weiter auszubauen; im März 2002 erfolgte der Umzug in die Neumarkter Straße in München und die Integration in die Verlagsgruppe.

Der Luchterhand Literaturverlag veröffentlicht ca. 25 Hardcover-Novitäten pro Jahr und etwa 20 Titel in der Sammlung Luchterhand. Zu den Autoren des Verlags zählen neben den schon genannten u.a. Carl Amery, Melitta Breznik, Ulrike Draesner, Hella Eckert, Bettina Galvagni, Kerstin Hensel, Franz Hohler, Ernst Jandl, Anna Kaleri, Etgar Keret, Tanja Langer, Anna Mitgutsch, Marcel Möring, Pablo Neruda, Stephan Reimertz, Susanne Röckel, Joshua Sobol und Herbjørg Wassmo. Neben der Entdeckung und Förderung jüngerer Autoren legt der Luchterhand Literaturverlag auch großen Wert auf sorgfältig edierte Werkausgaben, 1997 wurde eine zehnbändige Ausgabe der Werke Ernst Jandls herausgebracht, ab 1999 folgte eine zwölfbändige kommentierte Ausgabe der Werke Christa Wolfs. Für 2004 sind eine Leseausgabe der Werke Friedrich Hölderlins, herausgegeben von D. E. Sattler, und eine neu übersetzte Ausgabe der poetischen Werke des irischen Nobelpreisträgers W.B. Yeats geplant. In der Sammlung Luchterhand erscheinen auch Originalausgaben, so z. B. Gedichte von Ulrike Draesner, Norbert Hummelt, Kerstin Hensel, Ernst Jandl und anderen Autoren. Der Luchterhand Literaturverlag ist heute wieder einer der anerkannten Literaturverlage Deutschlands. Christa Wolf, deren Werke seit "Der geteilte Himmel" bei Luchterhand erscheinen, wurde im März 2002 in Dresden für ihr Lebenswerk mit dem erstmals verliehenen Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet.

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