Der Observatorul cultural Nr. 271 (2. – 8. Juni 2005) widmet sich zwei kulturellen Groß-Ereignissen: der Buchmesse „Bookarest“ und dem Filmfestival Transilvania (TIFF) in Klausenburg/Cluj.
Mihai Ignat berichtet über seine „2 ½ Tage in der Hauptstadt der rumänischen Cinephilie“, nämlich Cluj. Bei der nun schon 4. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals waren wieder zahlreiche cineastische Delikatessen zu sehen und auch eine „Pressekonferenz mit Hitlers Sekretärin“, in der Jury saß nämlich die in Bukarest geborene deutsche Schauspielerin Alexandra Maria Lara. Ihr neuester Film „Offset“ wurde in Rumänien gedreht, nach einem Drehbuch von Cristi Puiu und Răzvan Rădulescu, behandelt er anhand einer Liebesgeschichte die Unterschiede der deutschen und der rumänischen Mentalität.
In der Beilage stellen anlässlich der Buchmesse Bookarest die großen rumänischen Verlage ihre Neuerscheinungen vor. An der 13. Ausgabe dieser internationalen Buchmesse nehmen 216 Aussteller, davon 29 aus dem Ausland, teil. 163 Events sind angekündigt, der/die Literaturinteressierte wird sich wohl – sogar mehrmals - teilen müssen, um keine Buchpräsentationen, keine Diskussionsrunde und keinen Autorenauftritt zu versäumen. „Bookarest ist jedes Mal der getreue Spiegel einer Landschaft in Bewegung“ schreibt Carmen Muşat, denn die rumänische Kulturwelt kläre sich und definiere sich von Jahr zu Jahr neu, wobei sich Gewinne und Verluste die Waage hielten.
Das Titelblatt ziert Filip Florian, der Schriftsteller mit „bemerkenswertem Debüt, einer großzügigen Großmutter, einem Haus in Sinaia und einem preisgekrönten Roman.“ Im großen Interview spricht der 37jährige Newcomer über seinen von der Kritik hochgelobten Roman „Degete mici“ (Kleine Finger), an dem er 5 Jahre lang gearbeitet hat. Dafür hat er ohne Bedauern seinen Beruf als Journalist aufgegeben, er hat fast 10 Jahre lang für „Cuvântul“ geschrieben und war Redakteur bei Radio Europa Liberă und bei der Deutschen Welle. Filip Florian kann nicht gleichzeitig für die Presse und literarisch schreiben: „Das Leben ist anderswo, nicht in den Gazetten.“ Er musste sich erst entgiften, von der Schlacke der Jagd nach immer neuen Aktualitäten. Im Roman wollte er eine andere Welt erschaffen, die in ihrer provinziellen Behäbigkeit mehr über Rumänien aussagt als die Geschwindigkeit der nach einem Monat vergessenen Sensationen.
Filip Florian lebt in Sinaia im Haus seiner Großmutter, die seine literarische Karriere schon durch den Verkauf eines weiteren Hauses unterstützt hat. Der Enkel verspürt nicht nur wegen des damaligen Wohlstands seiner Familie eine Nostalgie nach der Zwischenkriegszeit, sondern auch nach den Verhaltensweisen dieser zerstörten Generation, z. B. ihrem religiösen Erleben. Florian schildert seine Großmutter als sehr fromme Frau. Seine Romanfigur Onufrie, ein Mönch an der Grenze zur Häresie, verkörpert für den Schriftsteller den Typus des ländlichen Rumänentums, besonders in den unzivilisierten Zonen. Solche Randfiguren der Orthodoxie, die in ihrer eigenen Welt leben, lernte er bei seinen Reportagen für „Cuvântul“ kennen.
Die kleinen Finger sind übrigens Knochen, die in einem Massengrab gefunden werden ....
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