Picus

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Picus
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Schon bei der Gründung des Verlags im Jahr 1984 setzten sich die Verleger Dorothea Löcker und Alexander Potyka über jede Eingrenzung des Verlagsprogramms auf einen Schwerpunkt oder eine Nische hinweg. Ein Architekturtitel und vier Kinderbücher im ersten Programm deuteten bereits jene Vielfalt an, die für den Picus Verlag bis heute prägend ist. Nunmehr findet man unter dem Logo des pochenden Spechts Bücher für Kinder ebenso wie Belletristik, Reisefeuilletons und Reportagen, Zeitgeschichte und Lebenserinnerungen, Architektur und Essays. Gemeinsam sind dem weit gefächerten Programm ein aufklärerischer Impetus, Weltoffenheit, die Idee des Grenzüberschreitenden und intellektuelles Engagement, aber auch Sinn für Ästhetik und Lebenslust.

Mit vier Mitarbeiterinnen produzieren Löcker und Potyka heute mit großer Sorgfalt rund vierzig Titel jährlich. Die siebenhundert bisher publizierten Bücher erhielten rund fünfzig Auszeichnungen und Staatspreise, circa ebensoviele Bücher wurden in Lizenz an fremdsprachige Verlage vergeben. Das Programm des Picus Verlags wird im gesamten deutschsprachigen Raum vertrieben, etwa 70 Prozent der Bücher werden in Deutschland verkauft, etwa 26 Prozent in Österreich und vier Prozent in der Schweiz. Der Picus Verlag ist nach wie vor unabhängig.

Belletristik im Picus Verlag

Dass erzählende Literatur nicht unpolitisch sein muss, davon zeugen im Programm des Picus Verlags die Werke von Autoren wie Reinhard Federmann, Ivan Ivanji, Jakov Lind und Susanne Scholl ebenso wie zahlreiche Biografien. Unter ihnen sticht vor allem Ceija Stojka hervor, die als erste deutschsprachige Angehörige der Roma-Minderheit in dem Buch Wir leben im Verborgenen über ihr Überleben als Kind in Auschwitz erzählt, und von der zuletzt der Titel Träume ich, dass ich lebe? über die Befreiung aus dem Lager Bergen-Belsen erschienen ist. Einen beachtlichen Erfolg in den Medien und beim Publikum konnte Thomas Sautners Erstling Fuchserde im Frühjahr 2006 erzielen, das Epos einer Familie von Jenischen.

Weil gerade Minderheiten und Außenseiter oft den besten Blick auf das Funktionieren der Gesellschaft in ihrem Inneren haben und das Leben im Exil das Verständnis von Vaterland und Muttersprache wie in einem Brennglas zu bündeln scheint, räumt der Picus Verlag diesen Werken, etwa in der Reihe Österreichische Exilbibliothek, einen großen Stellenwert ein, um so Wissen und Erlebtes vor dem Vergessen zu bewahren und besondere Menschen, spezielle Geschichtenerzähler zu Wort kommen zu lassen. Paul Elbogen, Richard A. Bermann alias Arnold Höllriegel, Eva Kollisch, Hans Eichner, Leo Spitzer, Fritz Kalmar, Lore Segal und im Herbst 2006 Leon Kane mit dem Roman Der Fallstrick haben in dieser Reihe ihre Autobiografien und autobiografischen Romane veröffentlicht.

Der Frankokanadier Gaétan Soucy, der Niederländer Joost Zwagerman und die französischen Autoren Philippe Ségur und Franz-Olivier Giesbert, allesamt in ihren Originalsprachen mehrfach preisgekrönt, prägen das internationale Programm.

Erzählerisches Können steht im Vordergrund des dritten Segments im belletristischen Programm des Picus Verlags. Autoren wie Stefan Slupetzky, Holger Rust, Michael Frank, Michael Schulte, und René Freund beweisen, dass Tiefgang durchaus vergnüglich sein kann. Nikolaus Glattauers irritierende Gesellschaftsutopie Im Vogelblick (2005) oder Bruno Pellandinis schelmischer Erstling Malinovskij. EIn Rausch ragen hier ebenso heraus wie Marlene Faros bittersüße Erzählungen Alte Schachteln.

Picus Lesereisen und Picus Reportagen

Zur Erfolgsreihe entwickelten sich die im Frühjahr 1998 gestarteten Picus Lesereisen: Einstimmungslektüre für Reisewillige ebenso wie Sehnsuchtslektüre für jene, die nicht zum Reisen kommen, bilden die Reisefeuilletons und -reportagen eine Brücke zwischen dem reinen Reiseführer und topografischer Belletristik.

Ob Rom, Paris, Wien, London, Florenz, Lissabon, Istanbul, Irland, New York, die Provence, das Salzkammergut oder die Südsee: Journalisten der Süddeutschen Zeitung, der F.A.Z., der Welt, der NZZ, des Spiegel, der taz, der Berliner Zeitung, der Presse, des Standard und der Wiener Zeitung, von GEO und mare sowie freie Autoren geben dem Leser durch einen sehr persönlichen Zugang kundig Einblicke in den Alltag, die Mentalitäten und die Absonderlichkeiten der jeweiligen Reiseziele. Pro Saison erscheinen fünf Bände. Die jüngsten berichten über Walisische Panoramen (Michael Bengel), Vietnamesische Aufbrüche (Elle Macchietto della Rossa), Luftschlösser in Dubai (Helge Sobik), Verborgenes Bhutan (Martin Uitz) und Franfurter Verlockungen (Rita Henss).

Im Frühjahr 1999 wurde dieser Schwerpunkt im Verlagsprogramm durch die Reihe Picus Reportagen erweitert. Erstklassige Autoren und Journalisten der großen deutschsprachigen Medien - etwa Johanna Wieland und Andreas Wenderoth von GEO sowie Stefan Klein und Gerd Kröncke von der Süddeutschen Zeitung, Christoph Hein von der FAZ oder Barbara Denscher vom ORF - berichten meisterhaft von exotischen und vertrauten Schauplätzen, über prominente und unbekannte Helden und Opfer. Die neuesten Bände berichten über Türkische Tabus (Christiane Schlötzer) und den Kongo im Chaos (Albrecht Heise).

Bisher sind in diesen beiden Reihen über hundert Titel erschienen.

Sachbuch im Picus Verlag

Das Sachbuchprogramm teilt sich in mehrere Bereiche. Im Zentrum des Zeitgeschichte-Schwerpunktes stehen, in Abstimmung mit dem biografischen Programm, der Holocaust, die Erforschung von Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten, Antisemitismus und Nationalsozialismus. Genannt seien stellvertretend René Freund, Braune Magie? Okkultismus, New Age und Nationalsozialismus, Herbert Exenberger u. a. (Hg.), Kündigungsgrund Nichtarier, Stefan Moritz mit seinem Aufsehen erregenden Buch über die Verstrickung der katholischen Kirche Österreichs in den Nationalsozialismus Grüß Gott und Heil Hitler, Christiane Kohl mit ihren zeitgeschichtlichen Reportagen Der Himmel war strahlend blau. Vom Wüten der Wehrmacht in Italien und zuletzt Jonny Moser mit seinen Erinnerungen an die Rettung Tausender Juden in Ungarn, Wallenbergs Laufbursche.

Der Spiegel-Autor Erich Follath fängt in seinen Reportagen Himmelbett und Höllenangst. 13 Hotels, die Geschichte machten die Aura von politisch bedeutsamen Hotels dieser Welt ein. Dass auch im Sachbuch die ästhetische Qualität eine große Rolle spielt, davon zeugen die anspruchsvoll gestalteten Bände der Autorin Susanne Schaber und des Fotografen Christoph Lingg über den melancholischen Charme von Friedhofslandschaften an den einstigen Rändern der Habsburger Monarchie (Vergessener Völker Müdigkeiten. Friedhöfe in den Kronländern der ehemaligen k. u. k. Monarchie), über den Mythos traditioneller Pilgerwege auf drei verschiedenen Kontinenten (Den Sternen entlang. Drei Pilgerwege: Jakobsweg - Kailash - Qoyllur Rit'i) oder über die faszinierenden Berg- und Felslandschaften Tirols (Im Stein).

Die große inhaltliche Vielfalt im Sachbuch-Programm wird durch Bücher zu Architektur - etwa Ottokar Uhl, Gegen-Sätze. Architektur als Dialog - und Psychoanalyse - etwa Barbara Burian-Langegger (Hg.), Doktorspiele. Die Sexualität des Kindes - sowie Essays über Größen der Kunst- und Kulturgeschichte und zum Qualitätsjournalismus - etwa Hans-Jürgen Jakobs und Wolfgang R. Langenbucher (Hg.), Das Gewissen ihrer Zeit. Fünfzig Vorbilder des Journalismus - ergänzt.

Die bibliophile Reihe Wiener Vorlesungen, die in Kooperation mit der Stadt Wien erscheint, hat sich mit über hundertzwanzig erschienenen Titeln eine feste Klientel erworben. Die kleinen Bände mit Texten großer Autoren wie Paul Watzlawick, Ernst H. Gombrich, Ulrich Beck, Niklas Luhmann, Vilèm Flusser, Horst-Eberhard Richter, Dieter Ronte, Verena Kast, Konrad Paul Liessmann, Wolfgang Benz und Ruth Klüger werden als handliche Einstiegslektüre in verschiedene Wissensgebiete geschätzt.

Kinderbuch im Picus Verlag

Das stark international ausgerichtete Kinderbuchprogramm definiert Kinderliteratur in erster Linie als Literatur. Nicht pädagogisch-didaktische Kriterien stehen im Vordergrund, sondern die Qualität von Geschichte und Illustration, die liebevolle Ausstattung und ein oftmals augenzwinkernder Humor. Die erfolgreichste Reihe des Kinderbuchprogramms ist Roser Capdevilas Das Tagebuch der verflixten Hexe - seit mehr als fünfzehn Jahren begleiten die teils haarsträubenden Abenteuer der tollpatschigen Hexe nun schon das Verlagsprogramm. Ebenfalls eine treue Fangemeinde haben sich die Geschichten vom »kleinen Esel« von Rindert Kromhout und Annemarie van Haeringen - vor allem mit dem preisgekrönten Band Der kleine Esel und sein Geschenk für Jaki - errungen.

Bilderbücher mit künstlerischem Anspruch nehmen einen wichtigen Platz im Programm des Picus Verlags ein. Zu den erfolgreichsten zählen mehrfach preisgekrönte Werke von Gerhard Gepp (Das Land der Ecken zum Thema Fremdenfeindlichkeit) und die Bilderbücher der Malerin Friederike Wagner. Die überraschenden visuellen Ideen der italienischen Illustratorin Chiara Carrer haben international Anklang gefunden. Gemeinsam mit Brett Shapiro veröffentlichte sie Bailey, der Streuner, das erste Kinderbuch, das den »Staatspreis für das schönste Buch Österreichs« erhielt. Chiara Carrers Otto Karotto über einen kleinen Hasen mit ausgeprägten Marotten wurde mit dem »Österreichischen Illustrationspreis 2001« prämiert und für den »Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis 2001« nominiert. In dem in die warmen Farben des Orients getauchten Bilderbuch Arifs Schatz erzählt sie in diesem Herbst nach einer arabische Legende von den Umwegen eines Mannes auf der Suche nach dem Glück. Mit Zitter-Zitter-Zitterfisch, publizieren die renommierten österreichischen Künstlerinnen Adelheid Dahimène und Heide Stöllinger bereits ihr zweites Buch im Picus Verlag.

Den schrägen Sprachwitz von Franzobel kleidet Sibylle Vogel in den Bänden Die Nase und Schmetterling Fetterling und zuletzt in dem zauberhaften Band Das große Einschlafbuch für alle Kleinen in kongeniale Illustrationen, während Beate Kirchhof und Katja Bandlow mit Leonce und Lena. Eine wundersame Geschichte eine in Wort und Bild poetische Nacherzählung des Büchner-Dramas für Kinder gelungen ist. Floras Regeln für die Welt und Flora startet durch! von Marjon Hoffman wiederum erzählt einen lustigen Geschichtenreigen aus der selbst konstruierten Weltordnung eines aufgeweckten Mädchens, der auch einen gewissen Erkenntniswert für Eltern verspricht.

Sowohl das erste Kinderbuch ds Erfolgsautors Navid Kermani, Ayda, Bär und Hase als auch das Erstlingwerk von Andrea Karimé und Annette von Bodecker-Büttner, Nuri und der Geschichtenteppich, schließlich behandeln das Thema der Integration in liebevolleer, kindgerechter Weise.

Das erfolgreichste Kinderbuch der letzten Jahre im Picus Verlag ist Wien. Stadtführer für Kinder von Brigitta Höpler, Sibylle Vogel und Alexander Potyka, das auch auf Englisch vorliegt und großen und kleinen Wienbesuchern die Metropole schmackhaft machen soll.

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