Textanalyse der künstlerischen Texte der letzten fünf Jahre
Wintersemester 2020
In diesem Semester möchten wir den Workshop zur Gegenwartsliteratur etwas erweitern und uns auf Neuerscheinungen in Zentraleuropa konzentrieren, um über die Euroregion Centrope hinauszugehen. Bei der Bestimmung des Raumes beziehen wir uns auf Moritz Csáky, dessen „Gedächtnis Zentraleuropas“ im vergangenen Jahr erschienen ist. Dadurch kann es sich nur um eine bestimmte Auswahl handeln, die hauptsächlich von den Teilnehmer*innen bestimmt wird. Eine Voraussetzung für den Workshop ist, dass die Teilnehmerin oder der Teilnehmer außer Deutsch eine weitere zentraleuropäische Sprache beherrscht, denn wir wollen die Texte im Original untersuchen.
Bis heute wird die Literatur von Zentraleuropa nicht als eine Literatur verstanden und darum spricht Moritz Csáky auch von den Literaturen Zentraleuropas. Dies setzt nun die Literaturwissenschaftlerin und den Literaturwissenschaftler nicht mehr unter Druck, eine Synthese der einzelnen Literaturen herzustellen, also alle Neuerscheinungen des Jahres 2020 von der Ostsee bis zur Adria synchron zu lesen und zu untersuchen. Das ist gerade die Aufgabe der Komparatistik, die Grenzen der Nationalliteraturen zu durchbrechen und zu sehen, welche Invarianten es im heutigen literarischen Prozess gibt, ohne dass sich die einzelnen Literaturen dessen bewusst wären. Es muss dabei aber nicht ein homogenes Ganzes entstehen, sondern es kann die Heterogenität der Literaturen durchaus bestehen bleiben und die Forscherin und der Forscherin können diese unmittelbar genießen.
Bei unserem Workshop müssen wir einerseits auf eine gewisse Kompetenz in den genannten Sprachen setzen und andererseits auf ein Interesse, die vorliegenden Texte literaturwissenschaftlich zu untersuchen, um so zu neuen interessanten Erkenntnissen zu kommen.
Bei der Untersuchung der Texte werden wir uns auf die Textlinguistik stützen, und zwar auf die, die auch künstlerische Texte einbezieht. Dabei werden Semiotiker wie Jurij M. Lotman, Boris A. Uspenskij und Umberto Eco eine große Rolle spielen. Durch die Untersuchung der Texte werden wir das Potential der verschiedenen Sprachsysteme zur Herausbildung einer Literatur mit einem hohen ästhetischen Wert kennenlernen und in seiner Realisierung beobachten. Dabei ist die Gegenwartsliteratur gerade besonders interessant, wenn wir an die Texte von Gábor Schein, Michal Hvorecký, Irena Dousková, Ilija Trojanow oder Radek Knapp denken, die wir in den vergangenen Semester untersucht haben.
Im Oktober veranstaltet die Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur wie in jedem Jahr ein Literaturfestival mit Autoren aus Centrope, sodass wir hier die Möglichkeit haben, Autoren, deren Texte wir untersucht haben, direkt zu erleben und auch mit ihnen zu sprechen. Dieses Festival sollte eigentlich wie auch in den anderen Jahren im Mai stattfinden, doch musste es von Corona Covid-19 bedingt in den Herbst verlegt werden.
Der Workshop ist vor allem für Studenten der Literaturwissenschaft gedacht, wobei ich darauf hinweisen muss, dass es dafür keine ETCS Punkte geben kann, da wir eine außeruniversitäre Einrichtung sind, aber er wendet sich auch an alle literaturwissenschaftlich interessierten Leser, seien es Übersetzerinnen und Übersetzer, Autorinnen, Schriftstellerinnen und Dichterinnen, Journalistinnen, Theologinnen, Schauspielerinnen, Politikerinnen usw. & usf.
Aufgrund der besonderen Verhältnisse ist es notwendig, dass Sie sich vorher anmelden, da wir die entsprechenden Hygienevorkehrungen einhalten müssen und daher auch nur eine sehr geringe TeilnehmerInnenzahl zulassen können.
Ort: Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
Spengergasse 30-32
1050 Wien
Tel./Fax: +43 1 9419358
Zeit: 1. Oktober 2020 bis 31. Jänner 2020 jeden Dienstag von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr (c. t.)
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