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Der deutschsprachige Diskurs über Sprache und kollektive Identität im habsburgischen Königreich Ungarn von 1764 bis 1792

Dieses vom Österreichischen Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung unterstützte Projekt ordnet sich in den größeren Kontext des kulturwissenschaftlichen Forschungsfelds Geschichte der mitteleuropäischen Multiethnizität ein. Ziel der Grundlagenforschung des Projekts ist es, einen Beitrag zur Dokumentierung der Entstehung und Entwicklung verschiedener kollektiver Identitätsmodelle im 18. und 19. Jahrhundert zu leisten. Dem interdisziplinären Forschungsansatz liegt die Arbeitshypothese zu Grunde, dass sich vor der Ausbildung nationaler Identitätsparadigma, die bis heute kollektive Identität im mitteleuropäischen Raum bestimmen, verschiedene noch wenig erforschte Vor- und Zwischen-Formen patriotischen, territorialen und staatsbürgerlichen Bewusstseins formierten, in denen man nicht unbedingt abgestorbene Vorläufer des späteren nationalen Identitätsmusters sehen muss, sondern auch Alternativen erkennen kann, die sich dann zwar nicht durchsetzten, die sich aber im Hinblick auf eine sich heute ausbildende vielschichtige Europa-Identität als Studienobjekt anbieten. In der Maria-Theresianischen, Josephinischen und Nach-Josephischen Epoche fand ein Diskurs über Polyglossie und Loyalitätsbindungen statt, den zu dokumentieren sich das Projekt zur Aufgabe macht. Im Speziellen erfolgt erstmals eine umfassende Darstellung der Rolle der deutschen Sprache als lingua franca im Habsburgerreich. Schwerpunktmäßig konzentriert sich die Abbildung des Diskurses auf das Königreich Ungarn innerhalb des habsburgischen Länderkonglomerats.
In der ersten Projektphase wurden die ersten deutschsprachigen Zeitschriften des Königreichs Ungarn erfasst. Es sind dies alle Blätter des Karl Gottlieb Windisch, der erstmals 1764 mit einem Periodikum, der Preßburger Zeitung auftrat und für mindestens drei der Beiblätter dieser zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung verantwortlich zeichnete. In den frühen achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts wandte er sich dem gelehrten Journalismus zu und gab ab 1781 das Ungrische Magazin heraus. In der zweiten Projektphase (bis 2012) sollen weitere in Wien, Preßburg und Pest angesiedelte deutschsprachige ungarischen Presseprodukte aufgearbeitet werden. Im Besonderen handelt es sich dabei um die Privilegirten Anzeigen (Wien, 1771-76) des Dániel Tersztyánszky (1730-1800), das Neue Ungrische Magazin (Wien, Pressburg, 1791-92) von Karl Gottlieb Windisch und Ludwig Schedius' (1768-1847) Zeitschrift von und für Ungern (Pest, 1802-04).

Ausser den Zeitschriften werden auch themenrelevante Handschriften (gelehrte Korrespondenz) digitalisiert. So zum Beispiel der Briefwechsel des Karl Gottlieb Windisch, der sich mit der Genese des Ungrischen Magazins und des späteren Neuen Ungrischen Magazins beschäftigt. Dieser Textkorpus beinhaltet Briefe von Windisch, Daniel Cornides, Johann Seivert, Georg Pray und anderen korrespondierenden Mitarbeitern der Blätter. Ein weiterer Textkorpus umfasst den Briefwechsel zwischen Daniel Cornides und Tamás Róth und setzt sich ebenfalls mit Thematiken, die später im Ungrischen Magazin diskutiert wurden, auseinander.

Das Projekt ist darauf ausgerichtet, in beiden Datenbanken übergreifend zu suchen, d.h. die Texte der Zeitschriften mit den relevanten Texten der Handschriften zu verknüpfen.

Die Datenbank ist erst im Entstehen. Die Texte werden laufend eingelesen und kommentiert. Für Hinweise und Anregungen hinsichtlich der Texte und Kommentare ist das Projektteam dankbar.