MODERNE DER DICHTUNGEN IN MITTELEUROPA Vergleichende und angewandte Forschungen II: DER TSCHECHISCHE POETISMUS MILOSLAV TOPINKA (Prag) und FERDINAND SCHMATZ (Wien) Referate mit Lesung • ULF STOLTERFOHT (Berlin) Lesung • Diskussion • mitwirkend: CHRISTA ROTHMEIER (Literaturwissenschafterin, Übersetzerin)• in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum, Wien • Adieu Musen. Anthologie des Poetismus (Tschechische Bibliothek, DVA, 2004)
25.+26.11. Zeitgleich mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie haben sich in Mitteleuropa ganz unterschiedliche Ansätze künstlerischer Avantgarde artikuliert und verfestigt. Viele Arbeiten ungarischer Autoren sind zwischen 1919 und 1926 in Wien geschrieben und auch veröffentlicht worden. Der Tschechische Poetismus knüpfte über etwa zwei Jahrzehnte lang an unterschiedliche Strömungen der westeuropäischen Moderne an.
Das vom Dichter Ferdinand Schmatz initiierte Projekt möchte aus einer jeweiligen Innensicht und einer Außensicht Errungenschaften dieser Dichtungsweisen zum Thema machen und ihre heutige Aktualität in Ungarn und Tschechien untersuchen. Zwei deutsche Dichtungsgäste zeigen, dass sich ähnliche dichterische Haltungen unter unterschiedlichsten Voraussetzungen formieren können.
Der tschechische Poetismus nicht als Kunstprogramm verstanden, sondern als Lebensprogramm. Alles Dasein wurde erklärt als – Gegenwart. Und die wurde empfunden, dieses Empfinden hieß: Glück. Die ungarische Avantgardeliteratur zwischen 1915 -1930 als Exempel einer Verbindung von Lebens- und Schreibweise in der Überwindung der Lebensform durch Hinwendung zu neuen Ausdrucksformen: wie Abstraktion, Konstruktivismus in der Literatur. Z.B. die Überwindung einer aktivistischen Verssprache durch „Nummerierte Gedichte“, welche ihre Erfüllung nicht im Glück der Masse, sondern im Erkenntnisprozess des einzelnen suchte. War es im tschechischen Bereich die Proletarierdichtung, welche die Basis für den avantgardistischen Poetismus bildete, so in der ungarischen Moderne die ungarischen Aktivistenkünstler, die eng an politische Utopien und handfeste politische Agitationen gebunden waren. (Ferdinand Schmatz)Ferdinand Schmatz, *1953, Dichter, Romancier, Essayist, lebt in Wien; lehrt an der Hochschule für Angewandte Kunst. Christine Lavant-Lyrik-Preis 1999; H.C. Artmann-Preis der Stadt Wien 2006. Zuletzt veröffentlichte er: Tokyo, Echo oder wir bauen den Schacht zu Babel, weiter. Gedichte (2004); Durchleuchtung. Roman (2007).
Szijj Ferenc, *1958 in Szombathely. Studium der Germanistik und Hungarologie, Bibliothekar und Deutschlehrer in Budapest, Übersetzer. Lyrik, Kurzgeschichten, Märchen, auf Deutsch zuletzt: Sturzlicht. Zwei Bücher zu langen Unfällen (2005).Miloslav Topinka, *1945 bei Jindřichův Hradec (Neuhaus). Übersetzer, Herausgeber und Schriftsteller in Prag. Zuletzt erschien: Trhlina (Das Leck, 2002).Elke Erb, *1938 in Scherbach (Eifel); 1949 Übersiedlung in die DDR, seit 1966 freiberufliche Schriftstellerin und Übersetzerin. Kurzprosa, Lyrik, prozessuale Texte, Nachdichtungen &c. Lebt in Berlin. Zuletzt erschienen: Gänsesommer (2005).
Ulf Stolterfoht, *1963 in Stuttgart, lebt in Berlin. Zuletzt erschien: holzrauch über heslach, ethnographisches langgedicht (2007).
Christa Rothmeier, *1948, lebt in Klosterneuburg. Seit 1976 Universitätslektorin für Tschechische Literatur des 20. Jahrhunderts, Redakteurin, Publizistin und literarische Übersetzerin (u.a. J. Skácel, I. Blatný, Z. Hejda, J. Deml).Pál Deréky, *1949 in Budapest. Seit 1964 in Österreich, er lehrt Neuere Ungarische Literatur am Institut für Finno-Ugristik an der Universität Wien; zahlreiche Veröffentlichungen zur ungarischen Avantgarde-Dichtung.
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