Рыгор Іванавіч Барадулін (Рыгор Иванович Бородулин)
Rygor I. Baradulin, am 24. Februar 1935 auf dem Chutor (Einzelhof) Verasoŭka, Rajon Ušačy, Gebiet Vicebsk (Wizebsk) geboren und am 2. März 2014 in Minsk gestorben, war auch als Onkel Rygor bekannt. Er war Dichter, Essayist, Übersetzer und der Letzte, der den Ehrentitel "Volksdichter Weißrusslands" erhielt.
Er war als Redakteur bei verschiedenen Periodika tätig: bei der Zeitung „Sovetskaja Belorussija“ [Sowjetisches Weißrussland], bei den Zeitschriften „Bjaroska“ [Birkchen], „Polymja“ [Flamme] sowie in den Verlagen „Belarus'“, „Mastackaja litaratura“ [Schöngeistige Literatur]. Dem Verlag „Mastackaja litaratura“ widmete Rygor Baradulin mehr als zwanzig Jahre seines Lebens, zuerst als Redakteur, dann als Redaktionsleiter. Als Mitglied der Staatsdelegation der BSSR nahm er an der 39. Sitzungsperiode der UN-Vollversammlung (1984) teil.
Rygor Baradulin war ordentliches Mitglied des Verbandes belarussischer Schriftsteller, einer der Gründer und aktiver Teilnehmer des Belarussischen PEN-Zentrums (von 1990 bis 1999 dessen Präsident).
Er debütierte 1953 mit Gedichten in der Zeitung "Čyrvonaja zmena" [Rote Schicht]. Aus dem Verszyklus "Na zjamli calinnaj" [Auf des Neulands Scholle] entstand das erste Buch "Maladzik nad stepam" [Neumond über der Steppe] (1959). In seiner Poesie setzt er sich mit dem Wesen seiner Zeit auseinander: mit dem Krieg aus der Sicht des Kindes, mit den Sorgen der Nachkriegszeit, mit dem Heute und Morgen unseres Planeten.
Das Schaffen des Dichters zeichnet sich durch die Vielfalt der Genres, die Vielfalt der bildlichen und stilistischen Mittel, durch prägnante Metaphern, feinen Psychologismus und eine reichhaltige sprachliche Palette aus. Die Schätze der mündlichen Volkskunst, die er sich in der Kindheit angeeignet hatte, wurden zu einem fruchtbaren Boden, auf dem die schöpferische Individualität von Rygor Baradulin sproß und aufblühte. In seinen Werken öffnet sich die lebendige Quelle der Sprachschönheit und der Volksweisheit, die Quelle der Traditionen und der Bräuche des Volkes, der einzigartigen Naturphilosophie. Gleichzeitig kann man das Volkspoetische im Schaffen von Rygor Baradulin nicht vom Individuellen trennen. Dank dieser Synthese konnte der Dichter monumentale Bilder der Mutter, der Heimat, des Vaterlandes kreieren.
Er schrieb satirische und humoristische Werke wie die Sammelbände "Dojny kon'" [Das Melkpferd] (1965), "Prynamsi…" [Wenigstens…] (1977), "Amplituda smelasci" [Amplitude der Tapferkeit] (1983), "Mudrec sa stupaju" [Der Weise mit Stößel] (1988) u. a., Epigramme auf belarussische Literatur- und Kunstfunktionäre: das Album "Njaŭrokam kažučy" [Unbeabsichtigt gesagt] (1971) mit Karikaturen von M. Lisoŭski; "Abrasy bez abrasy" [Gestalten ohne Kränkung] (1985) mit Karikaturen von K. Kukso. Er schrieb auch viele Kinderbücher: "Meсh šerych, meсh belych" [Ein Sack voller Grauer, ein Sack voller Weißer] (1963), "Krasavik" [April] (1965), "Eksamen" [Prüfung] (1969), "Аj! Ne budu! Ne сhaču!" [Aj! Ich mache nicht! Ich will nicht!] (1971), "Surovaja vymova" [Strenge Rüge] (1976), "Što bylo b tady, kali b?" [Was wäre, wenn?] (1977), "Ci pasjachaje begemot?" [Gähnt ein Nilpferd?] (1981), "Azbuka ne zabaŭka" [Das ABC ist kein Witz] (1985), "Іndykala-kudykala" [Truthahn-Gackerhahn] (1986), "Kobra ŭ torbe" [Eine Kobra im Sack] (1990). Er verfasste ein Buch mit literarisch-kritischen Artikeln und ein Essay "Parastak radka, galinka verša" [Keim einer Zeile, Zweiglein eines Gedichtes] (1987).
Viele Bilder aus seiner frühen Lyrik werden im späteren Werk wieder aufgenommen: beispielsweise in den Gedichtbänden "Maŭčanne peruna" [Das Schweigen Peruns] (1986), "Samota palomnictva" [Die Einsamkeit der Pilgerschaft] (1990), "Milasernasc' plachi" [Die Barmherzigkeit des Schafotts] (1992), "Jevangelle ad Mamy" [Das Evangelium nach Mama] (1995). In den letzten Büchern tauchen vermehrt biblische Motive auf. Der Dichter greift auf das Genre des Gebets zurück, des Gebets für das Überleben nach der Tschernobylkatastrophe und für die Wiedergeburt der belarussischen Nation. Seine Bezugnahme auf die Bibel im Werk "Trykiryj" [Trikirion] ist bedingt durch das Streben, sich an die allgemeinmenschliche geistige Kultur anzuschließen. 2005 erschien die Sammlung lyrischer Gebete "Ksty". In der Sammlung "Runy Perunovy" [Die Runen Peruns] (2006), die ausgewählte Gedichte enthält, finden sich ebenfalls viele geistige Gedichte.
Rygor Baradulin übersetzte das Theaterstück "Dünawind" von Jānis Rainis aus dem Lettischen (1980) ins Belarussische sowie ausgewählte Werke von Garcia Lorca ("Das blaue Läuten von Grenada", 1975) aus dem Spanischen, von Ivan Drač ("Die Melodie des Schneeballs", 1981) aus dem Ukrainischen, von Omar Khayyām ("Rubai", 1989); "Slovo o polku Igoreve" [Das Lied von der Heerfahrt Igors] (1986), ein Buch von Johannes Paul II. sowie einzelne Werke von William Shakespeare, George Byron, Pablo Neruda, Nicolás Guillén, Adam Mickewicz, Sergej Jessenin, Rassul Gamsatow (Rasul Gamzatov) u.a.
Rygor Baradulin ist Autor von über 100 veröffentlichten Gedichtsammlungen, kritischen Artikeln, Essays, Übersetzungen. Zweimal wurden die ausgewählten Werke des Dichters herausgegeben (1984, 1996-2002).
Herr
Dr. h. c.
Rygor Ivanavič Baradulin (Rygor Iwanawitsch Baradulin)
City:
Activity: Poet, Essayist, Übersetzer
Phone Number:
Mobile Phone:
Fax:
Email:
http://www.baradulin.by/biyagrafiya.html
Born in:
24. Februar 1935
Place of Birth: Chutor Verasoŭka, Gebiet Vicebsk
Died in: 2. März 2014
Place of death: Minsk
Country:
Belarus
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