Der Observatorul Cultural Nr. 270 (26. Mai – 1. Juni 2005) stellt die Gewinner des România literă-Preises vor: „unsere geliebten, gelästerten und geförderten Debütanten“; Ioana Bradea, Filip Florian und Nicolae Strâmbeanu, die für ihre Debüts im Jahr 2004 prämiert wurden. Strâmbeanus postmodernen Schelmenroman „Evangeliu după Araña“ (Verlag Humanitas), rezensiert Andrei Simuţ. (S. 10)
Weiters auf dem Titelblatt: der neue Direktor des Bukarester Nationaltheaters, Ion Caramitru. Er blickt zurück im Zorn und vorsichtig in die Zukunft: zu folgsam gegenüber der neokommunistischen Macht sei sein Vorgänger gewesen. .
Die Beilage des OC ist Mircea Flonta gewidmet: Porträt eines rumänischen Philosophen.
An den kürzlich im Alter von 92 Jahren verstorbenen „Großvater der französischen Philosophie“, Paul Ricoeur, erinnert ein Nachruf. (S. 13)
Im Leitartikel fragt Sabina Fati: Sind die Geheimdienste in der Hand des Präsidenten Băsescu oder ist`s umgekehrt? Anlaß dafür: das Lob des Präsidenten für die Mitwirkung der Geheimdienste an der Befreiung der im Irak entführten Journalisten. Hat Băsescu zu viel Vertrauen in den SRI, wo sich immer noch alte Securisten und windige Geschäftemacher tummeln sollen? Steckt hinter Băsescus Handeln Strategie oder Naivität? Als warnendes Beispiel führt die Leitartiklerin den früheren Präsidenten Constantinescu an, der „von den Geheimdiensten besiegt wurde“. Auch die Reform des Auslandsgeheimdienstes werde unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit permanent auf die lange Bank geschoben. Wieviele Spione aus der Ceauşescu-Zeit sind wohl noch im Westen aktiv?
Zwei weitere Artikel widmen sich dem Fernsehen, insbesonders den Talk-Shows und der Omnipräsenz mancher Gäste. Das Spektrum der politischen Debatten im TV werde immer enger. Andreea Pora vergleicht die beiden unvermeidlichen Experten Cristian Tudor Popescu und Ion Cristoiu mit dem traditionellen Gericht Krautrouladen und Polenta. Wenn man seinem Magen zu viel von letzterem zugemutet habe, seien 2 Tage Schonkost angeraten – der unerbittlichen Präsenz der beiden Herren (Ex-)Chefredakteure könne man hingegen nicht entkommen.
Mit dem „Aschenputtel“ des kulturellen Lebens, dem Bildungswesen, befasst sich Ciprian Ciucu, Florentina Sămihăian fragt: „Wer will noch Lehrer werden?“ und Ion Pânzaru denkt darüber nach, wie man Literatur lehren soll.
Iulia Dondorici bespricht den im letzten Herbst im Berliner Aufbau-Verlag erschienenen Banater Familienroman „Habseligkeiten“ von Richard Wagner, einem der wichtigsten Vertreter der ausgewanderten rumäniendeutschen Literatur.
Die Rezensentin lobt den Roman, er sei dort am gelungensten, wo er Auswanderer-Themen behandelt und wo er den Einbruch der großen Geschichte ins persönliche Leben der kleinen Leute zeigt. Gegen Ende falle er allerdings - mit dem Happy End in der Südsee – in die Künstlichkeit und ins Klischee.
Mit den Fragen von Exil und Emigration befasst sich auch Ioana Petrescu in ihrer Besprechung von Gabriela Melinescus „Jurnal suedez“ und Vera Călins „Post-scriptum. Ĭnsemnări 1997-2002“.
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