Michail Chodorkowski
Der Käfig von Krasnokamensk
Von Andrzej Stasiuk
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Ein Grenzbeamter am Eingang der verbotenen Zone um das Gefängnis
13. September 2008 Zabaikalsk machte einen heruntergekommenen Eindruck. Alles staubig und grau. Die Stadt sah aus, als wäre sie schon beim Bau zerstört und gequält gewesen. Einzig und allein der Bahnhof wirkte gepflegt. Außer uns verließen viele Dutzende Chinesen mit ihrem Gepäck den Zug. Unter den Augen der russischen Grenzwächter überquerten sie die stählerne Gleisbrücke und waren fast augenblicklich verschwunden. Ich habe nie zuvor gesehen, dass so viele Menschen mit so vielen Bündeln so rasch in Busse und Kleinlaster eingestiegen wären, um gleich darauf dann spurlos zu verschwinden. Sie wollten zum Grenzübergang. Wir gingen auf die Suche nach einem Hotel. Es gab nur eins in der Stadt, das hieß „Rossija“ und gehörte der Bahn.
Nach Zabaikalsk kamen keine Fremden. Unsere Gesichter, unsere Schuhe und unser Gepäck weckten allgemeine Neugier. Wer weiß, vielleicht waren wir überhaupt die ersten Nichtrussen und Nichtchinesen, die es hierher verschlagen hatte. Die Frau an der Rezeption nahm unsere Pässe und beriet sich mit ihren Kolleginnen eine Stunde lang in ihrem kleinen Büro. Am Ende durften wir bleiben, aber nur für eine Nacht, und niemandem sollten wir sagen, wo wir untergebracht waren.
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