Auf seine alten Tage hat sich Hans Magnus Enzensberger in verblüffender Gründlichkeit eingearbeitet in Gebiete, die bisher nicht unbedingt seine Herzensangelegenheit waren: die Militärgeschichte und den deutschen Adel. "Hammerstein oder Der Eigensinn" heißt sein neues Buch, der Untertitel ergänzt: "Eine deutsche Geschichte". Im Zentrum steht die ungewöhnlich heterogene Familie des Kurt von Hammerstein während des Nationalsozialismus.
Im Epilog, den man möglichst als erstes lese, behauptet der 78-jährige Enzensberger, "keinen Roman" geschrieben zu haben, und er hat damit Recht - und auch wieder nicht. Immerhin geben die vielen "Totengespräche" (Enzensberger im inszenierten Geplauder mit Verstorbenen) der Sache einen literarischen Anstrich. Handwerklich gesehen gibt sich Enzensberger sozusagen als forschender Literat.
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