Der Dichter und Publizist Petr Hruška wurde am 7. Juni 1964 in Ostrava geboren und studierte dort Bohemistik und Literaturwissenschaft. Er arbeitet in Brünn im Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, lehrt an der Masaryk-Universität tschechische Literatur und gehört dem Redaktionsrat der Brünner Literaturrevue „Host“ an. Er lebt in Ostrava.
Petr Hruškas Lyrik zeichnet sich von seiner ersten Sammlung Obývací nepokoje (Unwohnzimmer) an durch eine impressionistische Besessenheit vom Augenblick und vom Detail aus. Alltägliche Dinge und Gestalten offenbaren sich in seiner poetischen Welt mit schicksalhafter Intensität, treten hervor aus üblichen Situationen und Kulissen und nehmen metaphysische Dimensionen an: Ein Augenblick ist hier die Ewigkeit, ein Detail das ganze Weltall – „dieses Krümchen Stille / ist Trauer / dieses Äderchen Lied / alles Glück“. Hruškas reflexive, im Grund autobiografische und lakonische, fast abgehackt klingende Verse, die - wie Ivan Wernisch im Klappentext dieses Erstlingswerks bemerkte - „ohne Überflüssigkeiten, also ohne lyrisches Geschwätz“ auskommen, sind einerseits von der Spontaneität der Metaphorik der Poetisten inspiriert, andererseits von der Betonung geheimnisvoller, beklemmender und traumhafter Momente der Realität, wie man sie im Magischen Realismus oder Surrealismus findet. Während in seinem Debütband die Gedichte noch in den offenen Raum, in die Szenerie der Stadt Ostrava, situiert waren, verliert sich ab der Sammlung Měsíce (Monate) jede Bewegung aus Hruškas Poesie. Der Autor konzentriert sich nun auf die erahnte Welt eines einzigen Zimmers und „kann seine Augen von diesem Wirbeln, dieser gewaltigen Ansammlung eines kleinen Lebens nicht losreißen“. Gleichzeitig dringen in seine Verse, die nun vor allem die alltäglichen intimen Winkel und Mäander des zwischenmenschlichen Universums erforschen, allmählich das Bedürfnis nach Verantwortlichkeit für diese Welt und eine subjektive Zeitwahrnehmung ein: „Irgendwo vor dem Höhepunkt dieser Gebärde [...] häufen sich in fast unerträglicher Weise Spannungen und innere Dramen. Was sie hervorruft, ist die Zeit. In Měsíce ist die Zeit, paradoxerweise, stehen geblieben oder hat sich vielmehr geteilt, und während sich die eine, messbare, in die Starre der aufragenden Wohnzimmerwände, in flüchtige Blicke und Fragmente eines ‚Lebenslaufs‘ einverleibte, hat sich die andere, innere, quer durch das Geschehen gehende Zeit bis zur Angst beschleunigt. Jedes Stehenbleiben, Anhaften, das Bemühen, die Intimität des Augenblicks festzuhalten und zu bewahren, reißt damit gleichzeitig einen unabsehbaren Abgrund auf, der beim Fallen die Umrisse selbst der nächstliegenden Gewissheiten verschwimmen lässt“, lesen wir im Beitext zu diesem Buch. Neu an dem Band Vždycky se ty dveře zavíraly (Immer ging die Tür zu) waren der formale Wechsel zur dichterischen Prosa und eine unterschwellig von Liebe getragene Diktion: „Ich glaube, wirkliche Liebe und wirkliches Liebsein zeigen sich nur dort, wo irgendwie auch die ganze Düsterkeit, Not und Müdigkeit des Lebens gegenwärtig sind, die ganze ‚Einsamkeit einer Beziehung‘. Nur in dieser Umgebung kann dann ein karger Lichtfaden aufflackern, in dem aber die ganze schicksalhafte Nähe enthalten ist, derer zwei Menschen fähig sind“, sagt Petr Hruška in einem Gespräch.
Bibliographie:
Obývací nepokoje Sfinga 1995 Tschechisch
Měsíce Host 1998 Tschechisch
Vždycky se ty dveře zavíraly Host 2002 Tschechisch
Zelený svetr Host 2004 Tschechisch
Herr
Hruška, Petr
City:
Ostrava
Activity:
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Email:
lijavec@volny.cz; hruska@brno.cas.cz
Born in:
1964-06-07
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Died in:
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