NACH DER GRENZE
Uraufführung von Julya Rabinowich
Vom Fremd sein – mit sich selbst, im eigenen und im neuen Land
Das Theaterprojekt ‚Nach der Grenze’ untersucht das Zusammenleben verschiedener Nationen, Kulturen und Religionen in Wien.
Für viele Gesellschaften bedeuten NeuankÖmmlinge oder auch Menschen mit Migrationshintergrund, die sich schon länger in der jeweiligen Gesellschaft aufhalten, eine große gesellschaftspolitische und soziale Herausforderung. Ob am Land oder in der Stadt, in Europa oder anderswo, das Zusammenleben von Menschen gestaltet sich je nach historischen, politischen und sozialen Erfahrungen einer Gemeinschaft oft schwierig.
Die unterschiedliche Herkunft von Menschen, das andere Aussehen, die fremde Religion, ein Kopftuch, ein anderer Lebensrhythmus, fremde Sprachen – viele Menschen fühlen sich dadurch verunsichert.
‚Nach der Grenze’ erzählt vom Zusammenleben dieser unterschiedlichen Nationen, Religionen und Kulturen. In Wien leben 1,6 Millionen Menschen. Diese einzelnen Personen sind alle Teil unterschiedlicher Gruppen, man kann sie benennen anhand ihrer Religion, Nation oder Kultur. Sie bilden unterschiedlichste soziale und politische Gruppen, organisieren sich vielleicht in Vereinen, engagieren sich in Klubs. Sie gehÖren unterschiedlichen Generationen an, sind verschiedenen Geschlechts, hÖren lieber Klassik oder Funk. Der eine liest gerne Groschenromane, der andere Brecht oder auch gar nicht. Die MÖglichkeiten der differenzierten Wahrnehmung anderer Menschen sind groß. Und doch werden viele Menschen weder vom direkten Gegenüber, noch – global gedacht – von der Gesellschaft wahrgenommen und in weiterer Folge dann ausgegrenzt. Wird das Gegenüber wahrgenommen, dominiert häufig das Fremde, Trennende, das Andere.
„Nach der Grenze“ erzählt die Geschichten und Erfahrungen von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft: es sind Inländer- und Ausländergeschichten, die doch das Gemeinsame in diesen Menschen aufzeigen, das Verbindende, das es uns erlauben würde, eine Annäherung zu wagen und Vorurteile abzulegen.
Zu Wort kommen eine Österreicherin, also eine ‚Hiesige’, eine junge Studentin aus Polen, ein kubanischer Flüchtling und ein junger Mann aus Simbabwe. Sie alle sind auf der Suche nach Geborgenheit, nach einer Heimat und einem glücklichen Leben. Schatten der Vergangenheit durchziehen ihre Geschichten, lassen Erinnerungen aufleben und Sehnsüchte erahnen.
TiyatroBrücke arbeitet bei dieser Produktion mit SchauspielerInnen unterschiedlicher Herkunft, um so deren Wahrnehmung von Migration einzubinden. Der Wiener Musiker und Komponist Martin Marek erarbeitet – in Anlehnung an Melodien aus der Heimat der DarstellerInnen - eigene musikalische Themen.
Mit Julya Rabinowich konnte für das Projekt ‚Nach der Grenze’ eine Autorin gewonnen werden, die selbst migrantischen Hintergrund aufweist und diese in ihre literarische Arbeit einfließen lässt. In St. Petersburg geboren, migrierte sie als 7-Jährige mit ihrer Familie nach Österreich. In ihren häufig stark autobiographisch geprägten Texten reflektiert sie den Prozess der Orientierung und Richtungssuche in einem neuen Land. Julya Rabinowich ist derzeit Stipendiatin bei den Wiener Wortstätten.
Text: Julya Rabinowich
Regie / Dramaturgie: Hakan Yavas
Assistenz / Dramaturgie: Martina Schmidt
Bühne / Kostüme: Stephan Koch
Komposition: Martin Marek
Choreographie: Ziya Azazi
Schauspiel:
Gabriela Hegedüs
Agnieszka Malek
Osvaldo Alvarez Hernandez
David Wurawa
Premiere am 1. Dezember 2007
weitere Aufführungen vom 2. bis 8. Dezember 2007, jeweils 20:00
im WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien
Karten unter:
01 / 401 21-0
Info: 0699 / 11 67 45 08
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