Observaturul cultural Nr. 268 (12. – 18. Mai 2005

Der Observaturul cultural Nr. 268 (12. – 18. Mai 2005) bringt das erste Interview mit dem ehemaligen Präsidenten-Berater Andrei Pleşu, nachdem er den Cotroceni-Palast verlassen hat: „Ich will kein Schalter (-Beamter) mehr sein“. In dem umfangreichen „brennenden“ Interview „von brutaler und mutiger Offenheit“ spricht Pleşu über seinen Rückzug, kulturelle Dispute, Fehler und die vergessene Schönheit des Lebens.

Pleşu kehrt an das von ihm gegründete „Colegiul Nouă Europa (NEC)“ zurück. Dem zehnjährigen Bestehen dieser sozial- und humanwissenschaftlichen Forschungs- und Weiterbildungsinstituion sind mehrere Beiträge ehemaliger Stipendiaten gewidmet. (S. 5 – 8)

 

Im Leitartikel beklagt Carmen Muşat aus Anlaß der Auseinandersetzung um die Securitate-Mitarbeit des Schriftstellerverbandspräsidenten Eugen Uricaru das dürftige Diskursniveau.

Der weitverbreiteten Zusammenarbeit rumänischer Kulturschaffender mit derSecuritate widmet sich auch der Artikel von Mirela Corlatan „Die Kunst, Securist gewesen zu sein und nicht enttarnt worden zu sein“ (S. 9).

In einem offenen Brief an Präsident Basescu protestieren an nordamerikanischen Universitäten lehrenden rumänischen Wissenschaftler gegen den Artikel von Mircea Maihaieş, „Oierii minţii“, in dem sie rüde attackiert werden. Sie verwehren sich gegen den „ultranationalistischen Ton“, und die beleidigende Sprache voller Ressentiments sowie die zahlreichen sachlichen Fehler.

 

Ein politischer Kommentar befasst sich mit den Versuchen der PUR (Humanistische Partei Rumäniens), eine konservativ-christdemokratische Partei zu werden und in die EPU aufgenommen zu werden. Der andere konstatiert, dass Adrian Năstase sein westliches Mäntelchen ablegt hat.

 

Stefan Borbely zieht im Artikel mit dem überraschenden Titel „Marino und der Fußball“ Parallelen zwischen dem Schicksal des Komparatisten Adrian Marino und einer Schlägerei zwischen Anhängern des abgestiegenen Klausenburgers Traditions-Fußballclubs „U Cluj“ und dem Aufsteiger aus der gleichen Stadt. Beide Vorfälle seien symptomatisch für das Klausenburger Klima: die Stadt verliere im ökonomischen Wettstreit gegen die Nachbarstädte an Boden, generell sei ein Verfall der kulturellen Institutionen zu bemerken, kompensiert durch den Nationalismus während der 12 Jahre unter Bürgermeister Funăr.

Beide, der akademisch marginalisierte, im Ausland hoch geschätzte Adrian Marino und die aufstrebende Mannschaft mit ungarischem Besitzer hätten den Zustand des „melancholischen Treibenlassens“ gestört. „Ein größeres soziales Verbrechen ist nicht vorstellbar.“

 

Michael Haulica stellt den neuen Erzählband „Oraşul ascuns“ („die verborgene Stadt“) der 1972 geborenen SF-Autorin Ana Maria Negrilă vor: urbane Apokalypse in Bukarest, einschließlich einer – original! – rumänischen Vampirgeschichte.

 

Cosmin Nasui fragt sich, warum es in Rumänien einen Schwarzmarkt für Kunst gibt, Anca Florea erinnert an den Komponisten George Enescu.

 

Die Beilage widmet sich der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der insgesamt 7 Nationaltheater, die es in Rumänien gibt.

Die Theaterkritiken befassen sich mit dem zeitgenössischen Ballett „Stickig“ (Choreographie: Melinda Jakab) an der ungarischen Oper in Klausenburg und dem Stück „Parasiten“ von Marius von Mayenburg am Theater Ariel in Tîrgu Mureş.

Radu Paraschivescu beleuchtet schließlich das Phänomen des wuchenden Präfixes „Mega“ im TV.

2005-09-11