Seltsame Freunde

Jaromír Typlt

Seltsame Freunde

Seltsame Freunde, ihr lasst euch von den Bäumen herunter!

Ich konnte das ahnen. Immer habe ich mir gesagt, woher nehme ich euch, und jetzt schau ich: von den Bäumen!

Und wie sie das schaffen!

Es gibt sie wie Spinnen,

das werd‘ ich nicht zu Ende schauen,

das wird sicher nicht für alle reichen,

soviel Stücke hab ich nicht,

ich kenne mich doch, ich habe nicht allen was zu bieten,

und wer sich nicht zu mir durchdrängt, der geht einfach leer aus.

Sie sehen mich nicht mal von Weitem.

Von Oben... vielleicht. Mehr und mehr springen herunter und schwubsdiwubsdi. So ein prächtiger Rutsch!

Wenn ich das nicht genieße, dann nichts mehr.

Ich glaube, ich werde nicht älter.

Das schaffe ich nicht, ihr schafft es schneller zu mir, seltsame Freunde!

Genießt mich ohne Eile,

ich stehe doch ganz ruhig. Ich erwarte, dass ihr mir alle Schrecken der kommenden Welt erspart.

Was würde einmal jemand für diesen mitreißenden Blick geben,

hoch nach oben in die Baumkronen, den Durchblick zum Himmel, und ein bisschen tiefer...

auf welchen der heruntergleitenden Körper soll man denn zuerst schauen,

wie geschmeidig und edel sie sich der Erde nähern?

Nun hoffe ich, dass im letzten Augenblick nichts schadet.

Bei weitem seid ihr noch nicht unten. Und dann? Hoffentlich seid ihr richtig ausgerüstet!

Vor allem die Beine, die passen.

Sollten wir uns bald Auge in Auge gegenüber stehen, so geht es doch nicht ohne Beine.

Ohne dies, wird es doch einfach nicht gelingen unsere seltsame Freundschaft erfolgreich zu knüpfen!

Ihr bleibt in der Luft hängen, und was wird dann mit mir? Einen Augenblick würde ich noch schauen, aber lange wieder nicht das würde ich wahrscheinlich nicht aushalten. Es war mir für euch peinlich, dass ihr das nicht eingeholt habt.

Wieviel Hunderte tausend Jahre hattet ihr dafür?

Und ich werde doch euretwegen nicht zurückkehren!

Sagt nicht, dass ich falsch gewählt habe. Sagt lieber nichts!

So eine Freundschaft, wie die unsere, kommt doch ohne Worte aus.

(2005)