Die Erforschung der stalinistischen Kultur hält für den Forscher eine Reihe von Herausforderungen bereit. Dies ist vor allem das Herangehen an die Kulturproduktion. Erstens ist es die Frage, wie einen Mittelweg zwischen zwei allgemeinen und ebenso verzerrten Zugängen zu finden. Einerseits muss entschiedenen der Gedanke, dass die Kultur, die in einer repressiven Gesellschaft erzeugt wird, nicht vollwertig sei, zurückgewiesen werden. Andererseits muss man daran gezweifelt werden, dass die Existenz eines repressiven Apparates, der Zensur vor allem, tatsächlich positiv zu sehen ist. Und tatsächlich erscheinen die Lieblingserörterungen über metaphorische, allusive (anspielungsreiche) Kunst und äsopische Sprache in der sowjetischen Kunst nichts anderes, als das Preisen der Zensur, die sie erzeugt habe. Auf paradoxe Weise vertrugen sich diese entgegengesetzten Zugänge herrlich in der traditionellen Sowjetologie, die einerseits der stalinistischen Kunst (der Begriff selbst wurde in dieser Tradition als Oxymoron aufgefasst) keine ästhetische Dimension zugestand. Aber andererseits wertete sie die sowjetische Kunst als Form einer gewissen Subversivität, eines Anspielungsreichtums (Allusiviät), die durch die äsopische Sprache sich beinahe mit dem Umsturz des Regimes befasst.
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