Der Dichter, Übersetzer aus dem Polnischen und Publizist Bogdan Trojak wurde im Jahr 1975 in Český Těšín geboren. Er studierte Publizistik an der Palacký-Universität in Olomouc. Mitte der 90er Jahre leitete er die Literaturzeitschrift Weles, die er gegründet hatte. Er war freier Mitarbeiter des Verlags Host in Brünn, eine kurze Zeit arbeitete er als Chefredakteur des Kulturmagazins Neon und der Online-Zeitschrift Lumír. Er lebt in Pařezovice im Drahaner Hochland.
Nordmährische Dörfer und die Städte Vedryně, Ruprechtov, Český und Polský Těšín sowie die ukrainische Stadt Lwow sind der mythische Kreis und Raum in Bogdan Trojaks lyrisch-epischen Gedichten. Bereits in seinem Erstlingswerk Mit Marderpinsel deutete der Autor an, daß Demut kein leerer oder nostalgischer Begriff für ihn ist. Ein Gedicht ist für ihn das gleiche und natürliche Wunder, wie wenn die Natur selbst ihre Bilder malt, indem sie für diese sonderbare Malerei beispielsweise den „Marderpinsel“ benutzt. Dieser wurde für Trojak in seinen frühen Gedichten zum Symbol poetischer Klarheit bis hin zu einer gewissen Mönchsreinheit. In diesem Debütband findet der Leser Gedichte, die eine Geschichte erzählen oder sie wenigstens fragmentarisch andeuten, einschließlich des unabkömmlichen Dialogs. Durchdrungen mit einer nicht zu fernen Vergangenheit, deren Spuren noch lesbar sind, stellen diese Dialoge den Grundpfeiler im zweiten Buch Trojaks, Herr Twardowski, dar. Darin mündet das lyrische Element ganz natürlich in einen epischen Fluß.
In seinem Erstlingswerk war Trojak der Dichter der überraschten und gehetzten Jugend mit ihrer Unbeständigkeit, chaotischen Hektik, vielleicht sogar mit einer Spur Frechheit. In Herr Twardowski tauchen deutliche Liebesmotive und Zeichen der Gottesverehrung auf, obwohl der Autor konsequent mit entpersönlichten oder überindividuellen Metaphern und Bildern arbeitet. Neben dem Frauen- bzw. Muttermythos, der fast symbolistisch und dekadent im Baudelaireschen Sinne daherkommt, sind in Trojaks Inventar auch antike, ikarische Elemente vorhanden. Im Gedichtband Herr Twardowski wird „Daidalos aus Guty“ erwähnt, mit dessen Nachkommen der Autor täglichen Umgang pflegt, sowie die „verdammt hübsche Venus“, die über „die weiche Schwarzerde nahe dem galizischen Lwow spazierengeht“. Im Zusammenhang mit dem Titel dieser Gedichtsammlung kann man nicht einen anderen modernen Mythos außer acht lassen, und zwar den polnischen Herrn Cogito des vor kurzem verstorbenen Dichters Zbigniew Herbert. Ist Herbert, der für Trojak ganz klar als Guru und Vorbild gilt und dessen dominanter kartesianischer Verstand die westlichen Paradigmen anzweifelte, ein Dichter der Distanz und Ironie, so enthalten Trojaks Gedichte dank seiner Jugend mehr Wehmut, die mehr an das Werk von Wolker oder Orten erinnert. In Trojaks Texten findet man aber auch deutliche spirituelle und häretische Spuren, als würden diese in den endlosen Raum des europäischen Ostens weisen, in die weiten russischen und polnischen Ebenen und Frühnebel über den Teichen und Seen. Herr Twardowski ist keine Verdrehung der Figur Herberts, Herrn Cogito, sondern eine tosende Naturkraft, eine halbmythische Gestalt aus Märchen und Volkssagen, so etwas wie ein unerwarteter Hauch der Vergangenheit im heutigen unpoetischen Raum. Trotzdem ist Trojak mit seinem zweiten Band kein antiquierter Autor und kein Epigone, vielmehr – genauso wie sein Herr Twardowski – ein moderner oder postmoderner Faust, der sich mit seinem Blut nicht dem Teufel verschreibt, sondern der Dichtkunst. Das bedeutet in Zeiten, die der Lyrik nicht wohlgesonnen sind, eine ähnlich wahnsinnige Tat wie einst Fausts blutige Unterschrift, die dem Sterblichen das „göttlich Weibliche“ und die Unsterblichkeit sichern sollte.
Das dritte und bisher letzte veröffentlichte Buch Trojaks Wassernixe scheint die Strömung zu spiegeln, die in der zeitgenössischen tschechischen Poesie die Dichter Petr Borkovec, Jaromír Zelenka, Miloš Doležal, von den älteren dann Miloš Vodička oder der Einzelgänger aus Pardubice, Pavel Reichman, vertreten. Trojak bekennt sich in seinem Buch selbst zur Geistesverwandtschaft mit Vít Slíva aus Brünn. Ihm ist auch das erste Gedicht aus dem durchdacht komponierten Band Seehexe gewidmet, das den Titel Karpaten-Requiem trägt. In Kurzform erscheinen hier die immer wiederkehrenden Motive und Themen wie Erde, Himmel, Hölle, Engel, Nacht, Keller und Dachböden, alles Räume unter und über uns. Im Gegensatz zu seinen früheren Büchern zeichnet der Autor in Wassernixe auch die Beklemmung, das Eingesperrtsein im Raum irgendwo zwischen Realität und Mythos, Landschaft und Märchen, welche er sich künstlich geschaffen hatte und die sich als einschränkend und einengend erwiesen. Deshalb beziehen sich hier viele Gedichte auf den Weg zu blauen Bergen, auf die Ermunterung, die Ferne zu erkunden, auf Máchas romantisches Pathos, mit dessen Hilfe der verträumte Dichter vor den Schatten lebender Menschen flieht, welche das unerbittliche Heim einzwängt, ohne daß sie das Recht hätten, es zu verlassen. In der Sammlung Wassernixe schlug Trojak einen Weg ein, der anders ist und woandershin führt, doch trotz aller sympathischer Züge erinnert dieser Band nur an ein Sprungbrett in die Tiefen, die der Dichter noch nicht kennengelernt und erkundet hat.
Bibliographie:
Kuním štětcem Host 1996 Tschechisch
Pan Twardowski Host 1998 Tschechisch
Jezernice Větrné mlýny 2001 Tschechisch
Strýc Kaich se žení Petrov 2004 Tschechisch
Kumštkabinet Host 2005 Tschechisch
Brněnské metro Host 2007 Tschechisch
Herr
Trojak, Bogdan
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Pařezovice im Drahaner Hochland.
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