In ihren Werken keine noch so kleine Kleinigkeit des Lebens unberücksichtigt lassend, erzählt Ayfer Tunç im Stil traditionsreicher türkischer Schriftsteller von der Größe und Tiefe der Leere im Menschen und unserem Kampf mit dem leidvollen und doch fortdauernden Leben.
Ihre Erzählweise speist sich zwar aus der Tradition, doch sie führt diese nicht fort. Sie sucht und probiert immer wieder Neues aus. Ein Bild, ein Wort, einen Schmerz, eine Erinnerung, einen Menschen, eine Situation aus dem Lebensfluss, der beständig an uns vorüberfließt, nimmt sie als Ausgangspunkt und benutzt in jeder ihrer Erzählungen eine andere Sprache, einen anderen Aufbau und eine andere Stimmung.
Die Helden ihrer Erzählungen haben mit den Menschen um uns herum Gemeinsamkeiten, sind jedoch tief im Inneren dem Leid begegnet und tragen dieses als ein Teil ihres Lebens bei sich.
In Tunçs Erzählungen fällt eine harmonische, maßvolle Einheit zwischen Erzähltem und Erzählweise auf, wie auf einer äußerst genauen Goldwaage abgewogen. Die Worte, die ihren Stil ausmachen, sind sorgfältig ausgewählt und bringen den Leser so nah wie möglich an das Erzählte heran. Ihre Sprache ist rein wie die Goldschmiedearbeit eines Juweliers, aber auch so schwierig wie der gewaltsame Schliff eines Diamanten.
Ihre Radiosendung, ihre Zeitungsartikel oder auch Interviews mit anderen Autoren, weisen sie als eine gute Leserin aus. Sie selbst stellt das Lesen an den Anfang ihres Schreibens: "Warum bestehe ich darauf, dass Literatur die Quelle meiner Literatur ist, wenn doch das Leben an erster Stelle steht? Weil die Lebenswelten und Geschichten, zu denen ich Zugang habe, begrenzt sind, ich lebe in einer Zeit, die ich nicht ändern kann. Die Literatur hingegen schenkt mir auch Geschichten aus Zeiten, die ich nicht erlebt habe oder erleben werde. Ein literarischer Text kann seinen Leitgedanken durchaus außerhalb der Literatur finden, dennoch ist eine der Hauptquellen, aus der der Schreibende schöpft, die Literatur."
Ihr Roman Das Mädchen vom Titelblatt (Kapak Kızı) behandelt die Themen Familie, Leben, Liebe, Eifersucht, Schönheit und Moralvorstellungen jenseits der Klischeefalle. Mit diesem Roman, beladen mit Motiven, die von Angst bis Heuchelei, von der Unschuld der Erinnerungen bis zu den Realitäten des Lebens reichen, sucht sie die Antwort auf die eine Frage: Wer kann sich so schlicht und bloß wie nur möglich darstellen?
Ihr Interesse an Literatur beschränkt sich nicht auf das Lesen. Inspiriert von den Erzählungen eines ihrer Lieblingsautoren, Sait Faik Abasıyanık, schrieb sie das Drehbuch zu der sechsteiligen TV-Serie Havada Bulut (Wolken am Himmel) und schuf damit auf dem Weg vom Lesen zum Betrachten ein qualifiziertes und wichtiges literarisches Produkt. Mit ihren Texten auf www.altkitap.com erreicht sie Leser in einem anderen Medium und zeigt auch hier ihre Fähigkeit, Texte sich verändernden Bedingungen anzupassen.
Tunç Ayfer
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